Kish – willkommen in Absurdistan
Sandstrand soweit das Auge reicht, blaugrünes Meer, ein wolkenloser Himmel, Temperatur im Schatten knapp unter 30 Grad. Viel mehr geht nicht. Wir sind auf Kish - eine kleine Insel im Persischen Golf, dreimal so groß wie Borkum, eines der Top-Urlaubsziele für wohlhabende Iraner. 1,8 Millionen sollen es sein, jedes Jahr, die vom Festland herüberjetten, um … ja, warum eigentlich?
Was machen die Leute hier? Der Strand wirkt ein bißchen wie Holland im Winter – zumindest was die Frauen angeht. Landesüblich eingemümmelt spazieren sie durch den Sand, stecken schon mal einen Fuß ins Wasser und halten sich, ebenso wie die Männer, an das, was ein Schild ihnen unmissverständlich vorgibt: Schwimmen verboten. Nicht reingehen, nur gucken. Und sonnenbaden geht natürlich genauso wenig.
Unser Hotel ist schon ein wenig älter, stammt wohl noch aus Schahzeiten - und hat einen echten Swimmingpool. Darin dümpelt eine Pfütze vom letzten Regen. Und auf die Liegen drumherum wagt sich kein Mensch in der Mittagshitze. Erst abends, wenn es kühler wird, trifft man sich hier zum Schwätzen und Shisharauchen.
Und doch – es zieht die Menschen auch aufs Wasser. Hundert Meter vor der Küste stampft ein kleiner Passagierdampfer vorbei, vollgestopft mit jungen Leuten. Überlauter Technosound hämmert an den Strand, die Leute klatschen, johlen, tanzen, die Post geht ab, in der prallen Sonne, ohne jeden Wasserkontakt.
Swimming impossible? Nein, ganz so schlimm ist es nicht auf Kish. Schließlich gibt es den „Ladies Pleasure Beach“. Abgeschirmt von jedem Männerblick können Frauen hier die dicken Hüllen fallen lassen, unter sich sein und einfach mal ins Wasser gehen. Die Damen unserer Reisegruppe haben das, wie man nachher hörte, sehr genossen. Die Herren vertrieben sich die Zeit so lange im „Men´s Beach and Costal Sports Complex“ - wo der leitende Ayatollah vom Plakat herab zur Körperertüchtigung aufruft.
Am Abend haben wir dann noch eines der beliebtesten Ausflugsziele der Insel begutachtet. Dem Vernehmen nach ist es 1966 hier gestrandet, statt die lange Heimreise nach Griechenland anzutreten. Ein verrostetes Schiffswrack, das sich vor der Küste mit dem Sonnenuntergang verbrüdert und als Fotomotiv für ungezählte Selfies herhält.