Women in Black

Kashan - eine Provinzstadt in der Wüste, 200 Kilometer südlich von Teheran. Wir stromern durch den Basar. Ein Gewirr von schmalen Gassen mit hohen gewölbeartigen Decken, zu  beiden Seiten Geschäfte ohne Ende. Gewürze, Düfte, Schmuck und Gold, Kupfergefäße und Kronleuchter, Hochzeitskleider, Schuhe, T-Shirts, Plastikspielzeug, von Ramsch bis Luxus ist hier vieles zu bekommen.  

Doch was unsere Blicke vor allem auf sich zieht, sind nicht die Auslagen in den Schaufenstern. Es sind die düsteren Gestalten, die sich im schwarzen Umhang durch die Gassen schieben. Hier, fern der Metropolen, trägt frau schwarz, von seltenen Ausnahmen abgesehen. Manche halten den bodenlangen Tschador zudem noch züchtig mit einer Hand vor dem Hals geschlossen, was ihre Bewegungsfreiheit enorm beschränkt. Bedrückend wirkt das, eine uniforme Armee von Schwarzkitteln - während die Männer rumlaufen, wie es ihnen gerade gefällt.

 

Schwarz und Gold

Aber dann wirkt die Szenerie auch wieder skurril. Denn unter den Umhängen verbergen sich lebendige Frauen, und deren Lieblingsgeschäfte sind eindeutig die mit Schmuck und Gold. Neugierig stehen sie davor, ein schwarzer Umhang neben dem anderen. Sie scheinen angeregt zu plaudern - und hat da gerade etwa eine gelacht? Dann drehen sie sich zur Seite und gehen. Von hinten waren sie alterslos, jetzt sind sie plötzlich jung, hübsch - soweit man das erkennen kann - und wirken weder verhuscht noch unfreundlich. Ob Mann mit denen reden kann? Ich hab es leider nicht versucht.

In Teheran haben liberale Vermummungsgegnerinnen im vergangenen Jahr mit offenem Haar gegen den Kopftuchzwang demonstriert - hier in Kashan dürften sie kaum Mitstreiterinnen finden. Aber immerhin: Die Frauendemo hat soviel Aufsehen erregt, dass die Mullahs sich genötigt sahen, sie selbst in der Provinz öffentlich zu verdammen: Vor einer Moschee sehen wir ein Plakat: Es zeigt eine Frau mit langen schwarzen Haaren, in enger Jeans und kurzer Jacke. An einem Stock trägt sie demonstrativ ihr schwarzes Kopftuch vor sich her. Doch sie steht an einem Abgrund, angetrieben von einem Teufel mit US-Flaggengesicht und Dreizack in der Faust. Von oben ragen eine Amihand voller Dollars und eine israelische Flagge mit Satellitenschüssel ins Bild. Perfide Propaganda einer düsteren Macht.

weiter                                                                  

zurück zum Start  




Persienreise
Unterwegs im Morgenland